Poolchemie – Ein Buch mit sieben Siegeln?

Hallo Poolheld,

ich „oute“ mich erst einmal, das habe ich mich vorher ehrlich gesagt nicht getraut. Da waren Fragen zur Pool-Chemie oder zu den Pooltestern, was und wie genau die testen, und ich war total ahnungslos. Naja, was hat er denn, ist doch normal … ich bin Chemiker und viele denken dann sofort „der ist doch Chemiker, der muss das doch wissen“. Das Feld der Chemie ist aber recht groß und somit musste ich mich auch erst einmal einlesen und die richtigen Dokumente finden, was mit am schwierigsten war.

Lange Rede kurzer Sinn, ich möchte mal versuchen die sieben Siegel zu öffnen und versuchen den Zusammenhang zwischen Desinfektion (mit „Chlor“), pH-Wert, Menge an Cyanursäure, Alkalität, Flockungsmittel und Algizid zu erklären.


Warum muss eigentlich das Wasser desinfiziert werden? Hier werde ich Dir auch mal ein wenig Historisches von den Römern berichten. Außerdem werde ich auch das Thema Wasseraufbereitung, neben der Desinfektion, beleuchten. Wie wird das in großen Schwimmbädern umgesetzt und was können wir daraus für unsere kleinen Pools lernen und ableiten.

So, genug der einleitenden Worte, lasst uns beginnen. Hier mal die Übersicht über die einzelnen Unterthemen:

1. Motivation

2. Historischer Hintergrund

3. „Chlor“ als Desinfektionsmittel

4. Zusammenspiel der Parameter Chlor, pH-Wert, TA-Wert und Cyanursäure

      a. pH-Wert

      b. TA-Wert

      c. Cyanursäure

5. Verunreinigungen, die in den Pool eingetragen werden

6. Entfernung des Schmutzes und der Chlor-Abbauprodukte

7. Ideale „Poolwerte“ – meine Empfehlung

8. Abschließende Bemerkungen

Das Ganze hier ist ehrlich gesagt deutlich umfangreicher geworden als ursprünglich geplant, ich hoffe aber, dass sich der Aufwand für Dich und mich wenigsten lohnt. Wenn Du später sagen kannst,i”ich habe jetzt etwas mehr Hintergrundwissen und verstehe die Zusammenhänge besser”, dann hat sich für mich der Aufwand auf jeden Fall schon gelohnt.

Viel Spaß beim Lesen und stellt mir gern Fragen, wenn doch noch Punkte unklar bleiben oder womöglich von mir mehr Fragen aufgeworfen werden als ursprünglich im Kopf waren. 😁

Jetzt geht es aber wirklich los …

1. Motivation:

Wahrscheinlich wird sich der eine oder andere fragen, was meine Motivation ist, Infos zu diesem Thema Poolchemie und Wasseraufbereitung zusammenzutragen und in einem mehr oder weniger umfangreichen Beitrag zu veröffentlichen. Nun, mir ist es ehrlich gesagt am Anfang meiner Poolerfahrung genauso ergangen wie wohl jedem. Den ersten Pool aufgebaut, Wasser rein, Chlortabletten in den Skimmer oder Dosierschwimmer gegeben und vielleicht noch Algenschutz. Einige Tage später ist das Wasser trotzdem grün geworden. Dann wieder geschaut, Tipps geholt und wahrscheinlich das Wasser komplett getauscht, was nun vielleicht etwas länger klar blieb, aber doch wieder kippte. Dazu die ganzen Werte, mit dem Schütteltest sind es ja nur zwei (Chlor und pH) aber andere empfehlen eher den Poollab 1.0 oder 2.0 … Arrghh da sind ja tausend Werte … muss man die alle beachten und messen? Was sagen die überhaupt aus? Was zum Henker ist denn organisches Chlor bzw. anorganisches Chlor? Ich dachte das ist alles viel viel einfacher … außerdem meckern die Kinder schon wieder weil der Pool trüb ist. Und wieso behaupten einige, dass man die Multitabs nicht das ganze Jahr verwenden kann, die sind doch für die Dauerchlorierung … Cyuan…WAS…Säure??? Leute ich will Badespaß und kein Lehrgang zum Chemiker machen … So oder so ähnlich wird es sicherlich einigen ergehen. Ich möchte diese vielen Fragen versuchen auf einfache und verständliche Weise zu erklären und hoffe, dass mir das am Ende auch gelingt. Dennoch werde ich nicht ohne die eine oder andere chemische Gleichung auskommen, sei also vorgewarnt 😁

Zudem ist mein Ziel, mit dem besseren Verständnis der Poolchemie, weniger Wasser zu verbrauchen. Die zunehmenden Trockenperioden, die in letzter Zeit vorgekommen sind, führen zu fallenden Grundwasserpegeln. Ich habe schon einige Stimmen gehört, die die Verwendung des Trinkwassers im Pool beschränken oder gar verbieten wollen. In der Schweiz wurde in einem Kanton bereits das Füllen des privaten Pools mit Leitungswasser untersagt. Meiner Meinung nach können wir bei optimierter und nachhaltiger Verwendung der Chemie im Pool ebenso das Wasser nachhaltiger und sparsamer verwenden. Teilwasserwechsel helfen zwar definitiv wenn der Pool kippt oder gewisse andere Werte zu hoch sind, aber ich bin der Meinung, dass es nicht soweit kommen muss. Aber bitte nicht falsch verstehen, ich meine nicht, dass wir komplett ohne Frischwasser auskommen, ein Pool wird immer einen gewissen Wasserverbrauch haben. Die benötigte Menge können wir aber optimieren.

2. Historischer Hintergrund

Die ersten „Freibäder“ gab es bereits im antiken Griechenland und im römischen Reich. Neben Aspekten zur körperlichen Reinigung dienten diese „Freibäder“ auch der körperlichen Ertüchtigung sowie sozialen Treffpunkten. Bei den Römern wurde das Wasser durch ständiges Zuführen von Frischwasser „aufbereitet“. Im Mittelalter – auch durch den Einfluss der Kirche – war öffentliches Baden eher verpönt aufgrund der „Nacktheit“ und der damit verbundenen Versuchung der Sünde.

Erst im 19 Jahrhundert, mit der beginnenden Industrialisierung konnten technische Fortschritte für die Aufbereitung von Wasser erzielt werden. Die Gefahr von Krankheiten, die von verunreinigtem und verkeimten Wasser ausging, konnte somit eingegrenzt werden. Jedoch erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde erstmal Calciumhypochlorid zur Desinfektion eingesetzt. Parallel stieg das Bewusstsein für Hygiene; Badezimmer mit Wanne oder gar Dusche war jedoch bis in die Mitte des 20 Jahrhunderts nicht der Standard in Wohnungen. Somit hatten öffentliche Bäder, wie beispielsweide das Alte Hallenbad in Heidelberg, auch die wichtige Funktion den Bürgern die Möglichkeit der körperlichen Hygiene zu bieten.

Filtration über Sand und Chlorung wurden schnell zum Standard, was zu einer deutlichen Reduktion der Frischwasserzugabe pro Badegast führte. Vor dem 20 Jahrhundert wurden beispielsweise in Hamburg täglich 1000L pro Badegast ausgetauscht, mittels Einführung der Chorierung und Sandfiltration konnte die Zuführung von Frischwasser auf 100L pro Badegast reduziert werden.

Die Erzeugung des Chlors über Elektrolyse zur Desinfektion von Wasser wurde in den 1960er Jahren in Australien erstmalig berichtet und setzte sich auch schnell weltweit als weitere praktische und kostengünstige Möglichkeit durch. Weitere Innovationen waren dann die Verwendung von Ozon in der Aufbereitung außerhalb des Beckens. Diese ist jedoch kritisch, da das Ozon zuverlässig wieder abgebaut werden muss, da es chemisch recht aggressiv ist und Haut und Schleimhäute stark reizen würde. Aus diesem Grund findet die Behandlung von Wasser mit Ozon im privatem Umfeld kaum Beachtung.

Relativ neu und sicher in der Verwendung hingegen sind UV-Lampen. Eine wichtige Aufgabe der UV-Strahlung ist, neben der unbestrittenen Reduktion von Bakterien, die Entfernung der Abbauprodukte des Chlors, die Chloramine. Das führt zu einer weiteren Steigerung der Wasserqualität, da diese Chloramine die Augen reizen, was zu den roten Augen führt, und für den typischen „Chlorgeruch“ verantwortlich sind.

Übrigens; nach aktuellem DIN Standard (DIN 19643) ist pro Badegast und Tag in Deutschland eine Menge von mind. 30L Frischwasser dem Badewasser zuzuführen. Somit konnte die Menge an „verbrauchtem“ Wasser innerhalb von 100 Jahren von 1000L auf 30L verringert werden.

3. Chlor als Desinfektionsmittel

Wir reden immer von „Chlor“ als Desinfektionsmittel, haben wir wirklich Chlor im Poolbecken? Nein, eher nicht und das ist auch gut so. Elementares Chlor weist einige gefährliche Merkmale auf, hier mal ein Auszug aus dem Sicherheitsdatenblatt (es gibt unter anderem zu jeder Chemikalie an, welche Gefahren ausgehen):


Lebensgefahr beim Einatmen wäre hier sicherlich das absolute No-Go für den privaten Bereich. Okay aber warum reden wir dann immer von Chlor und Chlorung? Historisch wurde zunächst elementares Chlor als Gas ins Wasser eingeleitet. Mit dem Wasser reagiert es sofort unter Bildung der hypochlorigen Säure. Diese ist im Vergleich zum elementaren Chlor deutlich einfacher und vor allem auch sicherer zu handhaben, gelöst in Wasser oder in Form von Tabletten.

Aber einen Schritt nochmals zurück; es gibt verschiedenste Quellen für die „Chlorung“:

– den langsam löslichen Tabletten

– den schnelllöslichen Tabletten

– in flüssiger Form

– dem Chlorinator, der elektrochemisch, also über Strom das Chlor erzeugt

– Einleitung von Chlorgas ins Wasser

Der Chlorinator erzeugt durch Elektrolyse (ein elektrochemischer Prozess) Chlorgas, dabei werden den im Wasser enthaltenen Chloridionen Elektronen entzogen. Das Chlorgas reagiert sofort mit dem Wasser unter Bildung der Salzsäure und hypochlorige Säure. Die Salzsäure wird direkt neutralisiert. Die hypochlorige Säure ist eher eine schwache Säure, die liegt beim empfohlenen pH-Wert zum größten Teil noch in ihrer Säureform vor. Gleiches läuft natürlich beim direkten Einleiten von Chlorgas ins Wasser, was eher in großen öffentlichen Bädern vorkommt.


Bei den Tabletten ist die hypochlorige Säure als neutralisierte Salzform vorhanden, als Calcium- oder Natriumhypochlorid bzw. in seiner stabilisierten Form in Zusammenhang mit der Cyanursäure. In Wasser gelöstes Natriumhypochlorid wird auch als Chlorbleichlauge bezeichnet, das hat man vielleicht auch schon einmal gehört.

Freies Chlor kommt im neutralen pH-Bereich glücklicherweise nicht vor. Die hypochlorige Säure als auch deren Salze sind nicht mehr als giftig eingestuft, aber sicherlich alles andere als harmlos. Denn jeder, der die Dose mit den „Chlor“-Tabletten aufmacht riecht sofort, dass diese etwas Aggressives enthalten müssen. Das, was wir da riechen, ist jedoch nicht Chlor sondern Chlorwasserstoff (in Wasser gelöst die Salzsäure). In unserer Nase löst sich der Chlorwasserstoff in der feuchten Umgebung unserer Schleimhaut und reizt diese durch den Säureeffekt, was sehr unangenehm ist.

Da kommen wir auch gleich zu einer Eigenschaft der hypochlorigen Säure, sie ist chemisch nicht stabil und zersetzt sich langsam in Chlorwasserstoff/ Salzsäure und Sauerstoff. Diese Reaktion ist in den flüssigen Produkten, die zur automatisierten Dosierung eingesetzt werden, deutlich schneller als in fester Form. Dementsprechend können die Tabletten aus der letzten Saison noch gut eingesetzt werden, die Kanister mit dem flüssigen Desinfektionsmittel hingegen könnte den größten Teil seiner Wirkung schon verloren haben. Temperatur und Licht beschleunigen diese unerwünschte Zersetzung, die Lagerung dunkel und möglichst kühl ist also wirklich zu empfehlen. Die chemische Reaktivität ist aber für die schnelle und sichere Desinfektion notwendig. Das HOCl ist nicht wählerisch und reagiert mit nahezu allen chemischen Strukturen, die es Poolwasser findet. Es reagiert nicht nur mit den Bakterien sondern auch mit allen Verunreinigungen und baut diese über die Zeit ab.

Fassen wir zusammen, Chlor wird indirekt als Desinfektionsmittel verwendet, als aktive Verbindung wirkt die hypochlorige Säure. Elementares Chlor finden wir nicht im Poolwasser, sofern der pH-Wert nicht unter pH 5 fällt.

Nebeninfo: Reinigungsmittel auf Basis Bleichlauge:

Bei Reinigungsmitteln auf Basis Chlorbleichauge, also unserem Hypochlorit, ist immer die Angabe nicht mit Säuren vermischen, da ab pH-Werten unter 5 das giftige Chlorgas freigesetzt werden kann.

4. Zusammenspiel der Parameter Chlor, pH-Wert, TA-Wert und Cyanursäure

Das ist ein ganz spannendes Thema, was sicherlich viele neben den idealen Werten für den Pool am meisten interessiert.

Ich möchte versuchen den Zusammenhang zwischen all den Werten zu erklären, da es danach leichter ist den Sinn dahinter zu verstehen, so hoffe ich zumindest 😊. Das ist ein bisschen wie beim Kind und der heißen Herdplatte. Solange man als Kind nicht wirklich verstanden hat, warum man die nicht anfassen darf, nimmt man den „Hinweis“ nicht anfassen nicht so ernst.

a. pH-Wert

Fangen wir mit dem pH-Wert mal an. Der sollte idealerweise zwischen 7,0 und 7,4 liegen. Aber warum nicht höher oder niedriger?

EXKURS pH-Wert:

Dieser Wert zeigt an wie hoch die Konzentration an Säureprotonen (H3O +) ist. Selbst in neutralem Wasser kommen diese in sehr geringen Konzentrationen vor, nämlich 1 x 10-7 also 0,0000001 mol/L und entspricht dem pH Wert 7. Genauso viele Basenhydroxide (OH -) sind vorhanden, auch 1 x 10-7. Dies könnte auch als pOH-Wert angegben werden, also dem Gegenteil von pH-Wert. Beide Werte hängen direkt voneinander ab, die Summe der Beträge der beiden Exponenten „-7“ muss immer 14 ergeben. Noch ein Beispiel, der pH-Wert sei 5, dann muss der pOH-Wert bei 9 sein, da 5 und 9 zusammen 14 ergeben.

Die in unseren Pools aktive Desinfektionsverbindung ist die hypochlorige Säure, HOCl. Wie der Name schon sagt handelt es sich um eine Säure, die in Wasser ihr Säureproton abgibt. Da es sich jedoch um eine schwache Säure handelt, finden wir die Form mit und ohne Säureproton in unserem Poolwasser. Beide liegen in einem sogenannten chemischen Gleichgewicht vor:


Bei chemischen Gleichgewichten gilt, wenn die Menge eines Stoffes auf einer Seite erhöht wird, verschieben sich die Mengen zur anderen Seite, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Also, erhöhe ich die Säureprotonen (sinkender pH-Wert) wird mehr hypochlorige Säure gebildet. Umgekehrt, wird die Menge der Säureprotonen reduziert (steigender pH-Wert) wird mehr Hypochloridionen gebildet.

Was heißt das für die desinfizierende Wirkung? Hypochlorige Säure (HOCl) ist deutlich stärker als das Hypochloridion (OCl-). Bei pH-Werten über 7,6 ist mengenmäßig mehr OCl- vorhanden als HOCl, die desinfizierende Leistung sinkt merklich. Die Messung des Chlorgehaltes, ob Stäbchen, Schütteltest oder Poollab, zeigt eine hinreichende Menge an, da die Messung nicht zwischen den beiden Spezies unterscheiden kann. Nach der Messung denken wir also, dass genügend Chlor zum Desinfizieren vorhanden ist, wundern uns aber, dass der Pool trotzdem kippt. Hier der Zusammenhang in einer Grafik:


Der richtige pH-Wert ist also ganz wichtig, um das Desinfektionspotential optimal ausnutzen zu können.

Daneben gibt es natürlich weitere Auswirkungen, wenn der pH-Wert stark vom Bereich 7,0 bis 7,4 abweicht. Hier mal nur in Kürze:

pH-Werte um und unter 6,5:

– schneller Verbrauch des aktiven „Chlors“
– Störungen bei der Flockung

– Korrosion an Metalloberflächen

– Stärkere Geruchsbelästigung und Reizung der Schleimhäute durch Chloramine möglich

pH-Werte ab 8,0

– „Zerstörung“ des Säureschutzmantels der Haut (pH-Haut liegt bei 5,5)

– Kalkausfällungen möglich

– Starke Abnahme der desinfizierenden Wirkung vom „Chlor“

– Störungen bei der Flockung (Flockung siehe unten)

Also können eine ganze Reihe von Problemen auftreten, wenn der pH-Wert vom idealen Bereich (stark) abweicht. Es könnte sogar gefährlich werden, sollte der pH-Wert unter 5 abfallen, aufgrund der Bildung von Chlorgas.

Messen, prüfen und anpassen sind somit ganz wichtig. pH-Heber und pH-Senker sind hier die Mittelchen, um den pH-Wert anzupassen. Beim pH-Senker handelt es sich um eine Säure, meist Natriumhydrogensulfat. Natriumcarbonat eine Lauge (oder auch Base) wird hauptsächlich als pH-Heber angeboten.

b. TA-Wert

Kommen wir nun zum nächsten Wert, dem TA Wert. Folgende andere Bezeichnung werden synonym verwendet:

– Alkalität

– Alkalinity

– Säurekapazität

– Säurebindungsvermögen

– Carbonathärte

Dieser Wert zeigt indirekt die Stabilität des pH-Werts im Pool. Es handelt sich dabei um die Menge an Carbonate im Wasser, die in der Lage sind sowohl mit Säuren als auch mit Basen zu reagieren und sie zu neutralisieren.

„Ich gebe doch keine Säure oder Base in meinen Pool, wenn der pH-Wert passt, warum brauche ich einen Puffer?“

Nun, die exakten chemischen Prozesse bei der Desinfizierung ablaufen, die Abbauprodukte der Bakterien, Algen und allen anderen Stoffen, die als Verschmutzung eingetragen werden, sind sehr komplex und noch nicht zu 100% abschließend verstanden. Aber, bei einigen bereits untersuchten Abbaureaktionen von beispielsweise Harnstoff oder Hautschuppen entstehen teilweise Säuren oder Basen, die den pH-Wert des Pools verändern können. Die verwendete Poolchemie kann sich teilweise deutlich auf den pH- Wert auswirken, schnelllösliche anorganische Chlortabletten können beispielsweise wie eine Base wirken. Calciumhypochlorid löst sich im Wasser auf, es entstehen Calcium-Ionen und Hypochlorid-Ionen, letztere reagieren mit Wasser nach der folgenden Gleichung:


Bei der zweiten Gleichung entstehen die Hydroxide (OH-), die den pH-Wert steigen lassen.

Exkurs der instabile pH-Wert:

Den Punkt, den ich jetzt erklären möchte ist erst einmal schwer zu verstehen, aber wichtig warum wir einen Puffer brauchen bzw. warum der pH-Wert im neutralen Bereich ohne Puffer so „instabil“ ist. Die pH-Wert Skala ist nicht linear sondern (Achtung jetzt wird etwas mathematisch) logarithmisch, genauer gesagt ist der pH-Wert der negative dekadische Logarithmus. Das heißt zwischen dem Wert 7 und 8 steckt der Faktor 10 dahinter, die Anzahl der Säureprotonen ist bei pH 7 zehnmal so groß wie bei pH 8. Das hat zur Folge, dass im neutralen pH-Bereich geringe Mengen an Säure oder Base einen enormen Einfluss auf den pH-Wert haben. Wie im Exkurs pH-Wert oben erwähnt, liegt die Konzentration an Säureprotonen bei pH 7 bei 1 x 10-7 mol/L. Würde ich bei einem Pool mit 10000 Liter eine kleine Menge von 1g Säure (klassischer pH-Senker Natiumhydrogensulfat) zugeben, würde der pH auf bereits ca. pH 6 fallen. Bei 10g Senker läge der pH-Wert bereits bei ca. 5 und bei 100g bei ca. 4. Gebe ich nun nochmals 100g dazu, fällt der Wert nur noch etwas auf 3,7. Hier der Verlauf des pH-Wertes wenn ich jeweils 100g in unseren Beispielpool mit 10000L geben würde:


Vor allem die erste Zugabe hat einen erheblichen Einfluss auf den pH-Wert. Wichtig zu verstehen; im neutralen Bereich ist der pH-Wert sehr labil und würde sofort sehr stark zu höheren oder niedrigeren Werten schwanken. Um das zu verhindern kann über ein Puffersystem der pH-Wert stabilisiert werden.

Wenn der Wert für die Alkalität zu niedrig ist, ist der Puffer zu schwach und der pH-Wert könnte stark schwanken, mit den entsprechenden negativen Effekten, wie oben bereits beschrieben.

Falls der Wert zu hoch ist, ist der Puffer sehr stark. Wenn wir den pH-Wert dann regeln wollen oder müssen, würden wir Unmengen an pH-Heber oder Senker benötigen, um die Änderung des pH-Wertes im Pool zu erreichen.

Chemisch ist der Puffer wie folgt zu verstehen:


Als ideale Werte gelten 80 bis 150 ppm. Bei den meisten ist der Puffer bzw. die chemischen Bestandteile des Puffers im Leitungswasser enthalten. Wer also in Gebieten mit hartem Wasser lebt braucht den Wert zumeist lediglich korrigieren wahrscheinlich aber nicht über Zusätze erhöhen. Wer hingegen in Gegenden mit sehr weichem Wasser lebt oder den Pool eher mit Regenwasser füllt, für den wären Stabilisatorzusätze auf Basis von Hydrogencarbonat notwendig (oder sinnvoll). Diese heißen beispielsweise pH-Stabil.

Auch hier die Liste an möglichen Problemen, die bei zu hohen oder zu niedrigen Werten auftreten können:

– pH-Wert schwankt sehr stark
– Flockungsmittel kann nicht richtig arbeiten

– Korrosion und Kalkablagerungen sind möglich

– Messung des Redoxpotentials (Dosieranlage) werden beeinflusst

– Kalibrierung der Redoxelektroden von automatischen Dosieranlagen erschwert

Sollte der TA-Wert zu hoch sein kann man recht einfach über das Absenken des pH-Wertes in Richtung pH7 die Menge des Puffer abbauen. Je niedriger der pH-Wert umso mehr wird der Carbonatpuffer in Form von Wasser und ausgasenden Kohlenstoffdioxid abgebaut:


Das Hydrogencarbonat wird durch Erhöhung der Säureprotonen in die Kohlensäure überführt, diese ist chemisch nicht stabil und zerfällt zu Wasser und CO2. Der Puffer besteht also aus zwei „harmlosen“ chemischen Komponenten.

c. Cyanursäure

Auf geht’s zum nächsten Wert, der vielen sicherlich Kopfzerbrechen bereitet; Cyanursäure bzw. Isocyanursäure. Ehrlich gesagt wird im Netz kein Wert konträrer diskutiert als die Cyanusäure, dazu weiter unten etwas mehr. Fangen wir auch hier mit den Basics an …

Ja, auch hier sind einige chemische Gleichgewichtsprozesse im Gange, die man mal gehört haben muss um das Prinzip dahinter auch verstehen zu können. Fragen wir uns zunächst warum wir diese „Säure“ im Poolwasser haben wollen, was sind deren Vor- und Nachteile.

Die hypochlorige Säure (HOCl) ist für die Desinfektion wichtigste Komponente. Sie wirkt so gut weil sie sehr reaktiv ist und mit fast allen Fremdstoffen sofort und spontan reagiert. Das bedeutet, dass es nicht sehr lange dauert, bis die HOCl Moleküle in verschiedensten chemischen Reaktionen „verbraucht“ worden sind. Zudem ist UV-Strahlung, also Sonnenlicht, auch ein Faktor, der zum schnellen Abbau des „Chlors“ führt.

Geben wir somit an einem sonnigen Tag schnelllösliches „Chlor“ in den Pool, dann schießt der Wert für freies Chlor innerhalb weniger Minuten in die Höhe, um dann wiederum innerhalb weniger Minuten stark abzufallen. Eine desinfizierende Wirkung haben wir dann allenfalls für ein paar Minuten. Wenn wir dann die nächsten Chlortabletten erst wieder ein paar Tage später geben, war der Pool die fast die ganze Zeit ohne Desinfektionsmittel. Die Cyanursäure soll genau das verhindern, das HOCl wird an die Säure gebunden, ist dort inaktiv und wird auch vor dem UV-Licht geschützt. Über die Zeit, im chemischen Gleichgewicht, wird langsam nach und nach wieder die hypochlorige Säure freigegeben.

Die Cyanursäure (links) liegt in einem chemischen Gleichgewicht mit der Isocyanursäure (rechts) vor:


Lediglich die Isocyanursäure kann mit der hypochlorigen Säure reagieren und diese „speichern“. Es können pro Molekül Isocyanursäure bis zu drei aktive Chlorzentren gebunden werden:


Diese Reaktion läuft in drei Schritten ab. An einem Isocyanursäuremolekül wird zunächst ein HOCl gebunden. Ist die Menge an freiem HOCl hoch genug, bindet sich ein zweites und schließlich auch ein drittes.

Somit ist es relativ leicht verständlich, dass ein zu geringer Anteil an Cyanursäure nicht genügend aktives Chlor stabilisieren kann und die desinfizierende Wirkung zu schnell nachlässt. Ist ein sehr hoher Anteil vorhanden, dann wird zu viel aktives Chlor gebunden, wenn eine Schockchlorung nötig wird muss extrem viel Chlor in das Poolwasser dosiert werden.

Es gibt ein weiteres Problem, was bei den anderen Poolwerten bisher nicht der Fall war. Den pH-Wert kann ich über pH-Heber oder Senker steuern; der TA-Wert kann ebenfalls mittels Säure oder Hydrogencarbonat variiert werden. Der Anteil des freien Chlors baut sich von allein ab, über die Dosierungsmenge kann ich den Gehalt ebenfalls gut steuern. Leider ist das bei der Cyanursäure nicht der Fall. Sie baut sich über die Zeit nicht ab und wird über Chlortabletten oftmals unbewusst zudosiert. Man läuft somit Gefahr, dass der Wert über die Poolsaison immer höher wird.

Das hat dann zur Folge, dass bei gleichbleibender Menge an Chlortabletten die Wasserqualität unbewusst immer instabiler wird. Die höhere Menge der Cyanursäure fängt bzw. stabilisiert einen immer höheren Anteil des aktiven Chlors, der desinfizierende Effekt schwächt sich immer mehr ab. Als Anwender ist man dann am Anfang oft ratlos was schief gelaufen ist.

Gibt es denn gar keine Möglichkeiten? Doch klar, die radikalste wäre natürlich Wasseraustausch, beispielsweise 1/3 des alten Wassers gegen frisches zu tauschen. Das ist aber für mich nur eine Notlösung. Mein Ziel ist es ja möglichst wenig Wasser zu „verschwenden“, wie ich eingangs in der Motivation beschrieben habe. Ich hatte letztes Jahr genau das gleiche Problem, mein Wert war viel zu hoch und lag bei knapp 80 mg/L.

Auch hier ist es zunächst wichtig seine Quellen für die Cyanursäure zu kennen, hier sind vor allem „organisches Chlor“ und Chlortabletten oder Granulat zu nennen, bei dem auf dem Etikett der Hinweis „stabilisiert“ vermerkt ist. Dabei handelt sich als Wirkstoff meist um Natiumdichlorcyanursäure als schnelllöslich oder Symclosen (Trichlorcyanursäure) als langsam löslich.

Frei von Stabilisatoren ist das anorganische Chlor, hier handelt es sich um Calciumhypochlorid und die flüssigen Chlorprodukte. Letztere werden jedoch in der Regel nur bei Dosieranlagen verwendet da das Handling schwieriger ist. Ich würde es keinem Empfehlen dies als Alternative zu den Tabletten zu verwenden. Weiterhin muss erwähnt werden, dass die Hersteller die hypochlorige Säure stabilisieren müssen. Zwar ist laut dem Etikett lediglich nur Natriumhypochlorid in Wasser gelöst, dieses wird aber sofort auch wieder HOCl bilden, aufgrund des chemischen Gleichgewichts. Die hypochlorige Säure zerfällt recht schnell und gibt dabei Sauerstoff frei:


Diese Reaktion ist keine Gleichgewichtsreaktion, sprich sie verläuft nur in die eine Richtung. Das „aktive Chlor“ ist dabei dann verloren.

Um diese Reaktion zu vermeiden bzw. zu verlangsamen – ganz vermeiden kann man diese leider nicht – wird den flüssigen Produkten noch Natronlauge zugesetzt. Das soll die freie Menge an HOCl so niedrig halten, dass die oben beschriebene Reaktion deutlich langsamer abläuft. Chemische Reaktionen verlaufen abhängig von der Menge an Stoffen, die vorhanden sind, je weniger um so langsamer.

Die Stabilisierung über Natronlauge bedeutet aber auch, dass der pH-Wert tendenziell über das flüssige Chlor etwas stärker und vor allem schneller ansteigen wird. Aus diesem Grund ist eine Dosieranlage für flüssiges Chlor aus meiner Sicht auch immer mit einer pH-Sonde und Dosierung zu kombinieren. Und diese Dosieranlage wird dementsprechend in 99% aller Fälle mit pH-Senker klarkommen. Auch hier habe ich über die Zeit einige Fragen gesehen, warum es nur eine Dosiermöglichkeit bei den Anlagen gibt und welche Chemie man wohl eher braucht, Heber oder Senker), auch das ist so nachvollziehbar.

So, wir waren aber eigentlich beim Thema Cyanursäure, nicht bei den Dosieranlagen. Zurück zum Thema …

Was sind dann jetzt „gute“ Werte? Zwischen 10 bis 200 mg/L findet man ehrlich gesagt fast alles. Die 200 mg/L wurden in einer Dissertation erwähnt und als noch nicht gesundheitlich bedenklich eingestuft, wobei hier die Meinungen im Netz aber auch auseinander gehen. Die meisten empfehlen jedoch Werte von 10 bis 40 mg/L, ich bin mit diesen Werten auch einverstanden.

5. Verunreinigungen, die in den Pool eingetragen werden

Auch diesen Punkt sollten wir uns etwas genauer anschauen. Was wird alles in den Pool an ungewünschten Stoffen eingetragen, vor allem mit welchen Mengen müssen wir rechnen und welche Möglichkeiten gibt es die zu reduzieren.

Prinzipiell sind vier Quellen für Verunreinigungen vorhanden, auf manche können wir keinen Einfluss nehmen, auf manche bedingt und wiederum andere können wir recht gut reduzieren; über:

– das Füllwasser

– die Chemikalien zur Wasserpflege

– „natürlichen“ Schmutzeintrag

– jeden Badegast

Gehen wir auf jede Quelle etwas näher ein.

Das Füllwasser:

Die Schmutzmenge ist hier eher gering, vor allem wenn Leitungswasser verwendet wird. Bei Brunnenwasser kann ein hoher Anteil an Eisen zu braunen Flecken führen. Wird Regenwasser verwendet könnte die Belastungen an Keimen nicht unerheblich sein.

Die Chemikalien zur Wasserpflege:

Auf den ersten Blick erst einmal widersprüchlich jedoch enthalten Chemikalien Verunreinigungen. Darunter fallen auch die verschiedensten Abbauprodukte, die durch das aktive „Chlor“ entstehen. Je mehr an Poolchemie eingesetzt wird, umso höher wird die resultierende Verunreinigung im Poolwasser sein.

Natürlicher Schmutzeintrag:

Gemeint ist damit Vogelkot, Insekten, Blätter, Rasenhalme etc. also alles, was so in der Natur vorkommt und in den Pool fallen kann. In einem geringen Maße kann man hier einen Einfluss darauf nehmen. Vorab Gedanken machen, wo der Pool aufgestellt werden soll sowie über die Verwendung einer Poolfolie oder einer festen Abdeckung des Pools. Steht der Pool direkt „im“ Rasen oder ist der Bereich um den Pool mit Beton, Steinplatten oder Holzdielen umrandet und hält die Schmutzquellen vom Pool auf Distanz.

Der Badegast:

Die Badegäste stellen den größten Schmutzeintrag dar und über deren Verhalten kann man einiges an Verunreinigung auch gut vermeiden. Beispielsweise ein Fußbad um Sand oder andere anhaftende Verunreinigungen an den Füßen abzuspülen, vor allem aber zu duschen, bevor man in den Pool geht. Bringt das wirklich was? Dazu weiter unten mehr …

Was kommt über den Badegast in den Pool?

– Schweiß

– Urin

– Speichel

– Haare

– Hautschuppen

– Cremes/ Sonnenmilch

– Über die Badekleidung Rückstände von Waschmittel

In wissenschaftlichen Arbeiten wurde der Eintrag pro Badegast in einem „Badewannenexperiment“ ermittelt. An diesem Experiment haben knapp 40 Personen im Alter von 20 bis 62 Jahren teilgenommen, gleiche Anzahl Frauen wie Männer. Beim Ablauf des Versuchs musste jeder Teilnehmer verschiedene Wasserproben aus der Badewanne entnehmen. Diese Proben wurden dann mit aufwändigen Analysemethoden analysiert und ausgewertet. Auf die Details gehe ich hier aber nicht ein, zum Nachlesen gebe ich unten die Quellen natürlich an, die alle frei im Internet zugänglich sind.

Das, ehrlich gesagt nicht so appetitliche, Ergebnis sieht wie folgt aus:

– 230 mg gelöste organische Stoffe

– 40 mg organische Partikel (Hautschuppen/ Haare)

– 240 mL Urin

– 10.000.000.000 KBE (Keimbildende Einheiten) 

In einem anderen Experiment, dem Duschkabinenexperiment, wurde der Einfluss des Duschens auf den Schmutzeintrag untersucht. Die Ergebnisse zeigten eindeutig, dass das Duschen den Schmutzeintrag in das Poolwasser deutlich reduzieren kann. Nach ca. 60 Sekunden ist der größte Teil des Schweißes bereits abgespült. Die Dusche vor dem Badevergnügen hilft somit eindeutig, die Menge der notwendigen Poolchemie deutlich zu reduzieren.

Keime sind eine besondere Art von Verunreinigung die in den Pool gelangt. Im Gegensatz zu allen anderen Verunreinigungen können sich die Keime (Bakterien oder Algen) gemeinerweise vermehren und bei hohen Belastungen sogar Krankheiten auslösen. Keime werden wir immer im Pool haben, sie kommen über alle oben genannten Quellen in den Pool. Ich möchte gern darauf hinweisen, dass Keine explosionsartig wachsen können. Aus jedem Bakterium wird über Zellteilung zwei neue, die sich dann wiederum in zwei teilen und so weiter … Die Zeit bis sich ein Keim geteilt hat schwankt von der Art des Keims und von den äußeren Bedingungen, aber als Hausnummer 3 bis 4 Stunden. Sehr aktive Spezies teilen sich alle 2 Stunden.

Nehmen wir mal 4h an, dann kommen wir auf 6 Teilungen innerhalb eines Tages. Und stellen wir uns vor, dass am Sonntag zum Ende des Wochenendes der Pool mega sauber ist und nur ein einziger Keimvorhanden ist. Bis Freitag zum Start des neuen Wochenendes, also nach nur Tagen, ergibt sich folgendes Bild bez. der Keimbelastung in unserem sauberen Pool:


Nach 6 Teilungen, also einem Tag haben wir 64 mal so viele Keime, nach 2 Tagen und 12 Teilungen bereits 4.096 mal so viele und nach dem dritten Tag ist der Faktor schon bei 262.144.

Die wissenschaftliche Untersuchung (Badewannenexperiment) hat pro Badegast einen Keimeintag von 10 Milliarden Keimen ergeben. Ich denke darüber wird schnell klar, und vor allem verständlich, warum wir eine Dauerchlorung brauchen und sofort Probleme zu erwarten haben, wenn wir im Pool einige Tage komplett ohne Chlorung auskommen wollen. Die langsam löslichen Multitabs, die Cyanursäure, der stabilisierte pH-Wert sowie auch der richtige pH-Bereich tragen alle dazu bei, dass wir über die Zeit immer genügend HOCl im Pool vorhanden haben. Somit werden die Keime, die permanent in den Pool kommen, direkt abgefangen und können sich im Pool nicht breit machen und sich explosionsartig vermehren.

6. Entfernung des Schmutzes und der Chlor-Abbauprodukte

Dieses Kapitel wird sicherlich auch viele Leute interessieren, denn jetzt geht es langsam ans Eingemachte. Wir haben uns das Zusammenspiel der verschiedenen Chemikalien im Pool und deren Werte angeschaut, sowie die verschiedenen Quellen der Verunreinigungen und die Möglichkeiten diese zu minimieren. Jetzt geht es darum, wie wir den Schmutz aus dem Poolwasser entfernen können.

Der nichtlösliche Schmutz wird über Filtration entfernt, entweder direkt über den Filterkessel oder den Poolroboter bzw. anderen Saugwerkzeugen, um den Poolboden zu reinigen.

Ganz feine nicht lösliche Verunreinigungen, die oftmals für die Trübung des Pools verantwortlich sind, können oftmals nicht ohne weiteres über die Filtrationsanlage entfernt werden. Hier haben sich Flockungsmittel gut bewährt, diese sind oft in Multitabs enthalten, als flüssiges Mittel oder in Form von Flockungskartuschen erhältlich. Hier ist es sinnvoll, die Flockungsmittel möglichst über den Skimmer zuzugeben. Das Flockungsmittel kann direkt im Filterkessel wirken was dazu führt, dass der feine Schmutz im Kessel verbleibt. Eine Dosierung im Dosierschwimmer oder als flüssiges Additiv direkt im Poolwasser führt dazu, dass der feine Schmutz sich als größere Partikel am Poolboden absetzt und dort verbleibt. Ein Absaugen wird dann notwendig. Hier sind die Poolroboter oftmals nicht so effektiv, da das Wasser im Poolroboter filtriert wird und der Filter bei weitem nicht so effektiv ist wie im Filterkessel. Auch die Verwendung von Filterballs reicht nicht vollständig aus. Hier empfehle ich einen Poolsauger, der über den Skimmer direkt mit der Filteranlage verbunden ist.

Chemisch betrachtet bestehen die Flockungsmittel oft aus Aluminiumsalzen, die über Adsorption an den Schwebstoffen dazu führen, dass diese größer und filtrierbar werden.

Etwas komplexer wird es mit den in Wasser gelösten Schmutz, hier wird kommt nun das aktive „Chlor“ ins Spiel. Erster wichtiger Punkt, das Desinfektionsmittel ist nicht nur zur Beseitigung der Keime wichtig, sondern baut zudem alle gelösten organischen Verunreinigungen ab. Das Ergebnis bzw. die Abbauprodukte können als unlösliche Stoffe, weiterhin „unsichtbar“ im Wasser gelöst oder als ausgasende gasförmige Abbauprodukte vorliegen. Erstere können wieder einfach über Filtration entfernt werden. Die Gasförmigen entweichen von selbst ohne unser Zutun. Problematisch bleiben die gelösten Abbauprodukte.

Die verschiedensten chemischen Prozesse, die chemischen Reaktionen, die ablaufen sind sehr komplex. Das liegt vor allem daran, dass sich unser Schweiß beispielweise aus vielen verschiedenen chemischen Verbindungen besteht. Für jede Verbindung müsste die möglichen Reaktionen mit der hypochlorigen Säure, dem aktiven Chlor, angeschaut werden. Die von mir bereits sehr oft zitierte Dissertation beschäftigt sich zum größten Teil genau mit dieser Frage, welche chemischen Reaktionen ablaufen. Auch hier der Verweis auf diese Arbeit, ich werde hier nicht tiefer einsteigen.

Die gute Nachricht ist aber, dass bei den Reaktionen, die beschrieben wurden, in dem meisten Fällen Abbauprodukte entstehen, die über die Zeit ausgasen. Zumeist entstehen Kohlenstoffdioxid, Chloramine, Trichloressigsäure und Chloroform. Diverse Zwischenprodukte können zudem über UV-Strahlung auch weiter in kleinere Bausteine zerlegt werden. Das bekannteste Beispiel ist hier die Zersetzung der Chloramine über UV-Strahlung in Stickstoff und Chloridionen. Die Chloramine verursachen den klassischen Chlorgeruch, den sicherlich jeder aus dem Hallenbad kennt. Aber auch bei Poolabdeckungen können sich die Dämpfe der Chloramine gut sammeln und wahrgenommen werden.

Und die Keime oder Algen? Die werden zunächst über die ersten chemischen Reaktionen mit der hypochlorigen Säure abgetötet. Wenn die Keime schon eine größere Kolonie gebildet haben, sind diese glitschigen Biofilme filtrierbar, können aber über weitere Abbaureaktionen mit unserem Chlor in kleinere Bausteine zerkleinert werden. Je kleiner die Bausteine umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass diese ausgasen können und somit aus dem Poolwasser verschwinden.

Was bleibt dann zurück im Pool? Das verbrauchte Chlor wird bei der letzten Abbaureaktion zum Chloridion. Dies ist weder flüchtig (gast also nicht aus) noch über den Filter als Feststoff entfernbar. Chloridionen sind aber absolut ungefährlich, lediglich der Salzgehalt steigt somit über die Zeit. Verwendet man einen Chlorinator, hätte man den perfekten Kreislauf; der elektrische Strom aktiviert das im Wasser vorhandene Chlorid zum Hypochlorid. Nach verrichteter Arbeit wird das Chloratom wieder zum Chlorid zurückgebildet. Hier mal der Kreislauf chemisch dargestellt:


Fazit: Man möchte meinen, dass sich über die Zeit Schmutz und die zugegebenen Chemikalien aufsummieren. Somit sollte das Wasser eigentlich zu einer chemischen Brühe werden. Aus diesem Grund tendiert man eigentlich so wenig wie möglich an Chemie zudosieren. Wie ich in meiner Recherche jedoch erfahren habe und bei den chemischen Reaktionen, die bisher untersucht sind, gesehen habe, entstehen durch die verschiedensten chemischen Reaktionen immer kleiner Moleküle, die schlussendlich als Gas entweichen können. Was zurückbleibt ist das „verbrauchte“ Chloratom, das aber über elektrochemische Prozesse wieder in aktives Chlor umgewandelt werden kann.

Somit entsteht so schnell keine „Brühe“ in unserem Pool und ein Wasserwechsel von mehreren Kubikmetern Wasser ist meiner Meinung nach nicht notwendig. Natürlich muss der Filter regelmäßig zurückgespült werden. Außerdem spritzen die Badegäste einige Liter aus dem Pool und über Verdunstung verlieren wir Wasser. Eine gewisse Menge an Frischwasserzufuhr wird es somit immer geben müssen. Dennoch finde ich es wichtig, mit der wertvollen Ressource Wasser sparsam umzugehen.

7. Ideale „Poolwerte“ – meine Empfehlung

So, Butter bei die Fische, was sind denn jetzt die „perfekten“ Werte, her damit habe jetzt genug gelesen 😉 … so stelle ich mir gerade einige Leser vor, wenn die zu diesem Punkt angekommen sind.

Ich möchte noch für die interessierten kurz eingehen, wie die Werte per Photometer gemessen werden, also welche Chemie dahintersteckt. Abschließend werde ich die idealen Werte verraten.

Bestimmung des Chlor-Gehalts:

Freies Chlor und Gesamtchlor werden über die DPD Methode bestimmt. DPD steht hier für die chemische Verbindung, die mit dem freien Chlor eine Farbreaktion eingeht, dem Diethyl-p-phenylendiamin. Der Farbstoff, der bei dieser Reaktion entsteht, heißt Wursters Rot.


Die DPD1 Tablette enthält neben dem DPD auch eine Säure um den pH-Wert der Probe etwas zu senken. Es reagiert unter diesen Bedingungen nur das HOCl und das OCl-, sowie das über die Cyanursäure stabilisierte Chlor.

Um auch das gebundene Chlor zu erfassen, also unter anderem auch die Chloramine, wird die DPD3 Tablette bei dem photometrischen Tests nach der DPD1 verwendet. Diese enthält im Wesentlichen Kaliumidodid. Die Iodidionen wird von den Chloraminen zu Iod reduziert. Das entstehende Iod führt zur Intensivierung der Farbe was die Photozelle entsprechend analysieren kann. Wichtig, der so erhaltene Messwert steht für das gesamte Chlor in der Probe, der gebundene Anteil ist dann die Differenz aus Gesamt-Chlor und freiem Chlor [Chlor gebunden = Chlor-Gesamt (DPD3) – freies Chlor (DPD1)]

Bestimmung des pH-Wertes:

Bei diesem Test kommt, wie auf den Tabletten vermerkt, Phenolrot zum Einsatz. Dieser Farbstoff ändert in Abhängigkeit des pH-Wertes seine Farbe, ähnlich wie Rotkohl bzw. in Bayern üblicherweise als Blaukraut bezeichnet. Beide Farbangaben scheinen widersprüchlich, aber beide Farben nimmt das „Kraut“ bei den jeweiligen pH-Werten an. Solche Farbindikatoren gibt es für verschiedenste pH-Bereiche, das vom Phenolrot liegt für die Prüfung des pH-Wertes im Pool (nahezu) perfekt. Im unteren pH-Bereich um ca. 6 gelb und im oberen leicht alkalischen Bereich um den pH-Wert 8 rötlich.


Bestimmung des TA-Wertes:

Die Gesamthärte oder Alaklinität wird ebenfalls mit einem speziellen Farbindikator gemessen, dem Bromphenolblau. Hier wird vermutlich auch eine definierte Menge einer Säure mit zugegeben, die je nach Stärke des Puffers den pH-Wert senkt, je stärker der pH-Wert sinkt, umso schwächer der puffernde Effekt, also eine geringere Menge an Carbonat in der Wasserprobe.


Bestimmung der Cyanursäure:

Die Cyanursäure wird bei der photometrischen Messung nicht als Farbreaktion umgesetzt, wie bei den bisherigen Werten, sondern über eine Trübung. Diese wird durch die Reaktion mit Melamin verursacht. Auch hier ist die Stärke der Trübung, die das Photometer detektieren kann, direkt von der Menge der Cyanursäure selbst abhängig. Die chemische Reaktion sieht wie folgt aus:


Die idealen Werte:

Ich hatte es in dem einen oder anderen Kapitel schon angedeutet, dass es teilweise extrem unterschiedliche Werte im Netz findet, die empfohlen werden. Ein komplett richtig oder falsch gibt es wahrscheinlich auch nicht wirklich. Die folgenden Werte sind die nach denen ich mich orientiere und die nach meiner intensiven Internetrecherche auch eine breite Masse an Anwendern so empfiehlt und für sich als gut befunden hat. Und genau das möchte ich auch nochmals hier betonen, wichtig ist doch, dass man selbst mit seiner Wasserqualität zufrieden ist. Wenn das Wasser kristallklar ist, und sich nach etwas anderen Werten orientiert hat, sollte man dabei auf jeden Fall bleiben. Jeder sammelt über die Zeit eigene Erfahrung. Für diejenigen die unzufrieden sind, bei denen der Pool immer wieder kippt, sind genau diese Empfehlungen nun gedacht:

pH-Wert                 = 7,0 bis 7,4
freies Chlor             = 0,3 bis 0,6 ppm (ab 0,1ppm mit UV-Lampe)
gebundenes Chlor  = max 0,5 ppm
Total Alkalinity (TA) = 80 bis 150 ppm
Cyanursäure            = 10 bis 40 ppm

Ich habe mir natürlich mein Logfile des Poollab 1.0 angeschaut, ich bin dieses Jahr sehr zufrieden und bin beim pH-Wert bei 7,1 bis 7,3. Das freie Chlor ist selten über 0,1 ppm habe dieses Jahr auch eine UV Lampe, die 8h läuft, der TA Wert liegt eher um 80 bis 90 ppm und die Cyanursäure um 25ppm. Das mal als Referenz meiner Werte.

8. Abschließende Bemerkungen:

Ein paar Punkte möchte ich gern noch ansprechen, die habe ich nicht so richtig in den Kapiteln untergebracht. Neben der jetzt intensiv besprochenen Poolchemie habe ich ein Mittelchen, was sicherlich auch jeder Verwendet, gar nicht erwähnt: Algizide!

Die Chemie dahinter ist eigentlich recht simpel, es handelt sich um kationische Verbdingungen, meist Tetraalkylammoniumchloride die beispielsweise auf Algen giftig wirken. Als Algenschutz werden diese Stoffe in regelmäßigen Gaben in das Poolwasser empfohlen. Leider ist es nicht möglich die vorhandene Menge im Pool zu messen. Ebenso bin ich nicht sicher, ob diese wirklich notwendig sind oder eine gute Einstellung aller anderen Parameter nicht ausreichend sein soll. Das werde ich mir im nächsten Schritt anschauen und meine Erfahrungen dann zu einem späteren Zeitpunkt teilen.

Ebenso das Thema UV-Lampe möchte ich hier noch erwähnen. UV-Licht, speziell das UV-C-Licht wird findet eine sehr breite Verwendung. In der historischen Betrachtung ist die UV-Technik eine der neusten Technologien, die in der Wasserpflege hinzugekommen ist. UV-C-Licht ist sehr gut in der Lage Keime unschädlich zu machen, deswegen kommen teilweise UV-Roboter in Krankenhäuser zum Einsatz um Räume zu desinfizieren. Ein Boom gab es regelrecht während der Corona Pandemie, in den ersten Monaten war man sich nicht sicher, ob eine Übertragung per Schmierinfektion ausgeschlossen werden kann. Hier gab es Projekte, um beispielweise Einkaufswägen vom Supermarkt nach jedem Kunden zu bestrahlen.

Die desinfizierende Wirkung ist also absolut unbestritten, dennoch kann ich keinem Empfehlen, den Pool mit einer UV-Lampe auszurüsten und keinerlei Chemie mehr zu verwenden. Warum? Die UV-Lamoe wirkt NUR innerhalb der Lampe auf einer Strecke von 50 bis 100cm, je nachdem was für eine Lmape man hat. Im Pool selbst findet keine desinfektion mehr statt. Die Pumpe umwälzt – auf dem Papier – 3 bis 4 mal täglich das komplette Poolwasser, aber das führt immer nur zu einer Verringerung der Keime, ein vollstädiges abtöten aller Keime kann nicht stattfinden. Eine Reduktion der Chemie, vor allem der Chlortabletten ist definitiv möglich, wie ich oben auch entsprechend erwähnt habe.

Der Hauptnutzen aus meiner Sicht ist jedoch die Beseitigung der Abbauprodukte des Chlors, die Chloramine. Bitte beachtet aber auch, dass UV-Licht HOCl abbauen kann, eine Dosierung sollte möglichst nicht vor der Lampe stattfinden. Ich habe das bis vor wenigen Tagen ehrlich gesagt noch gemacht und mich gewundert, warum das freie Chlor immer so niedrig ist. Tabletten in den Skimmer, vom Skimmer über den Filter direkt in die UV Lampe … Ich habe nun meinen Dosierschwimmer wieder aktiviert. Das Ganze möchte ich mit Versuchen noch betrachten und werde dazu berichten.

Wenn Du beim Messen seltsame Werte hast, vor allem bei den automatischen Dosiersystemen, teste bitte die Werte immer mit einer anderen Methode gegen, beispielsweise dem Poollab 1.0/ 2.0 oder auch mit dem Schütteltest. Verlasse Dich nicht blind auf eine Messmethode. Vor allem die Elektroden müssen regelmäßig kalibriert werden. Bei uns im Labor werden die pH-Meter wöchentlich überprüft. So oft ist das sicherlich nicht notwendig, aber zwei Mal in der Saison würde ich das schon empfehlen. Denk dran, wenn das System einen falschen Wert misst, stellt es Deinen Pool entsprechend auch falsch ein.

Durch die Internetrecherche und die verschiedenen Doktorarbeiten ist ein spezielles Thema für mich interessant geworden, das mich vorher eher wenig interessiert hatte; ein Chlorinator. Den Kreislauf des „Chlors“ habe ich ja gezeigt, das Chlor wird nicht verbraucht sondern kann elektrisch wieder aktiviert werden. Die Menge an Salzen im Wasser wird darüber nicht erhöht, das könnte ich mir zukünftig als Update für meinen Pool vorstellen.

Nun der wirklich letzte Punkt. Ich würde mich über Feedback und Kritik ehrlich freuen, hau mir Sachen um die Ohren die aus Deiner Sicht nicht passen, ich gehe dem gern nach und passe das hier entsprechend an. Ich habe die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen. Bitte auch melden, wenn ich das eine oder andere noch nicht ausreichend erklärt habe oder die eine oder andere chemische Reaktion nicht nachvollziehbar ist. Immer raus damit, ich freue mich über jede Nachricht 😊

Vielen Dank für Dein Interesse und Deine Zeit!

Viele Grüße,

Mario

P.S.: Falls Du diese Heldentat als pdf zum Ausdrucken haben möchtest, schreib mir.

Quellen:

– Christina Schmalz, Promotionsarbeit 2012 „Bildung, Phasentransfer und Toxizität halogenierter Desinfektionsnebenprodukte im Aufbereitungszyklus von Schwimmbeckenwasser -Schwerpunkt stickstoffhaltige Verbindungen

– Tim Schlosser, Promotionsarbit 2018, „Bildungskinetik von Wasserdesinfektionsnebenprodukten“

– Bundesgesundheitsblatt 2014, 57:258-279 „Hygieneanforderungen an Bäder und deren Überwachung“

– Aquakorin – Wasser Technologie, Technische Information“Flockungsmittel und Flockungshilfsmittel“

– Aqualytik Ausgabe 01/2018 „Methodenhandbuch, Analytische Verfahren zur Untersuchung von Wasser und Abwasser“

– Figawa e.V., Mai 2023 „Chlor und Chloroxid richtig messen“

Recommended1 LikeVeröffentlicht in Wasserpflege

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Kommentare

    1. Hi Thomas guten Abend …
      Danke … habe dabei auch selbst einiges lernen können
      Habe vor wenigen Tagen eine Rückmeldung bekommen, dass das Thema Phosphat etwas fehlt. Ist mir ehrlich gesagt durchgerutscht, da Phosphat auch kaum erwähnt wurde bzw. auch keine Messmethoden beschrieben und empfohlen werden. Phosphat und Algen sind aber sicherlich auch miteinander verknüpft … muss ich mal nachschauen …
      Schönen Abend und ein schönes Wochenende
      Gruß Mario

Mario

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