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Hi. Die Leitungslänge ist nicht so das Problem, wenn nötig können die Leitungen auch 50m lang sein. Entscheidender ist der Leitungsquerschnitt. Jeder Winkel erhöht auch den hydrodyanmischen Widerstand, deshalb nur so viele wie nötig, besser 90-Grad-Bögen als Winkel oder gebogenes PVC-Flexrohr. Die Förderleistung einer Pumpe wird durch hydrodynamische Widerstände
auf der Saugseite wesentlich stärker beeinträchtigt als durch
Widerstände auf der Druckseite. Der Widerstand in einem starren
Röhrensystem errechnet sich durch die Formel R= 8 * n * l / Pi * (r hoch
4) (wobei l die Länge des Rohrsystems ist, n die relative Viskosität
der Flüssigkeit (bei Wasser 1) und r der Radius des
Leitungsquerschnitts. Daraus ergibt sich, daß der Widerstand am
stärksten durch den Querschnitt bestimmt wird, denn eine Verdopplung des
Querschnitts verringert den Widerstand um den Faktor 16 (!), während
die Länge der Verrohrung nur linear in die Gleichung eingeht. Also auf der Saugseite am besten eine 63-mm-Verrohrung wählen, auf deer Drcukseite reichen 50mm. Wobei das natürlich auch stark von der Poolgröße abhängt. Für einen 10m³-Pool reichen auch 50mm saug- und druckseitig, für einen 100+ m³-Pool braucht es ggf. schon 70 oder 100mm-Verrohrung. Ein aus Gründen langer Leitungen oder vieler Winkel hoher Widerstand kann natürlich durch eine entsprechend leistungsstärkere Pumpe ausgeglichen werden, was dann aber natürlich ggf. auch mehr Strom frisst.Zur Auslegung von Pumpe und Filter ist folgendes zu beachten:
Der Filter braucht eine angemessene Größe, abhängig von der Poolgröße. Im Zweifelsfall eher überdimensionieren. Ziel muß es sein, im Filter eine Wasserflussgeschwindigkeit von nicht mehr als 20-30 m/h zu erreichen. Ist die Filtergeschwindigkeit zu groß, wird der Dreck einfach durch den Filter durchgeblasen und landet wieder im Becken. Andererseits wird für das Rückspülen des Filters eine Flussgeschwindigkeit von 40-50m/h benötigt, sonst reicht es nicht, um den Dreck aus dem Filter rauszuspülen. Das bedeutet, daß man eine frequenzgesteuerte Pumpe braucht, die verschiedene Drehzahlen fahren kann, oder, falls man keine solche Pumpe hat bzw. beschaffen will/kann braucht man einen Frequenzumrichter, der auch nicht-regelbare Pumpen regelbar macht.
Der Wasserfluß beim Filtrieren sollte so ausgelegt sein, daß das komplette Volumen des Beckens mind 3x (bei Außenpools oder hoher Badebelastung bzw. Schmutzeintrag) auch bis zu 6x pro Tag gefiltert wird.
Konkretes Beispiel von meinem Pool (8x4x1,5m, Innenpool): Volumen 48m³, also Filterleistung 3 x 48 = 144 m³/Tag. Wenn man also z.B. 16h am Tag filtern will, ergibt sich ein benötigter Wasserfluß von 144/16= 9m³/h, bei 12h Filtern 12m³/h. Kürzer als 12h pro Tag (verteilt auf z.B. 3×4 oder 4x3h-Zeitfenster) sollte man normalerweise nicht filtern (insbesondere bei Außenbecken mit prinzipbedingt höherem Schmutzeintrag durch Pollen, Staub, Blätter, Insekten, Vogelkot etc…), es sei denn, das Becken ist abgedeckt und es findet kein Badebetrieb statt. Wenn man also von z.B. einem Wasserfluß von 9m³/h ausgeht (so mache ich es), dann kann man die benötigte Filterkesselgröße ermitteln. Hierzu braucht man die Querschnittfläche des Filters. Ein 50cm-Kessel hätte eine Querschnittfläche von (A = r² * Pi) 0,25 * 0,25 * 3.14 = 0,196m². Bei 9m³/h ergibt sich eine Flussgeschwindigkeit von 9m³/h : 0,196m²= 45,9 m/h und somit zuviel. Für einen 48m³-Pool reicht ein 50cm-Kessel also nicht aus. Bei einem 65cm-Kessel ergibt sich: 0,325 * 0,325 * 3,14 = 0,33m² und bei 9m³/h somit eine Geschwindigkeit von 9m³/h : 0,33m² = 27m/h, also noch ok. Daher habe ich einen 65cm-Kessel. Bei der Pumpe muß man schauen, daß sie einen entsprechenden Fluß erzeugen kann (und zwar möglichst schon bei mittleren Drehzahlen und nicht erst bei hohen Drehzahlen, denn fürs Rückspülen muß die Flussgeschwindigkeit ja nochmal deutlich erhöht werden, außerdem spart man Strom, wenn die Pumpe nicht am Limit läuft). Also die Pumpe im Zweifelsfalls eine Nummer größer nehmen, die empfohlenen Pumpen sind oft unterdimensioniert, insbesondere wenn durch die Verrohrung mit Winkeln und ggf. längeren Förderstrecken noch zusätzlicher hydrodynamischer Widerstand dazukommt, der den Wasserfluß hemmt. Für die o.g. Konfiguration wäre z.B. eine Speck Badu Eco Touch Pro II richtig.Noch ein Wort zum Thema Filtermedien und Flockungsmittel:
1. Als Filtermedium im Filter entweder Quarzsand, Körnung 0,4-0,8mm oder
Filterglas verwenden. Keine Filterbälle o.ä. !!! Die sind hygienisch
ein absolutes No-Go und können auch nicht mit Flockungsmittel verwendet
werden. Der Quarzsand muß spezieller Filtersand sein, gewaschen und
feuergetrocknet, also nicht einfach irgendein normaler Sand aus dem Baumarkt. Nochmal: Filterbälle (u.ä. faserige Medien) und Kartuschenfilter sind ungeeignet!2. Flockungsmittel sind notwendig, wenn man klares, hygienisches Wasser haben will. Flockungsmittel machen kleinste und wasserlösliche Fremdstoffe durch Bindung und Verklumpung filtrierbar. Hautfett, Phosphate (die Algenbildung massiv fördern), Harnstoff, Reste von Kosmetika, Blütenpollen und andere Fremdstoffe, die zu klein sind, um normalerweise im Filtersand hängen zu bleiben, werden durch das Flockungsmittel erst filtrierbar gemacht und aus dem Wasser entfernt. Am besten flüssiges Flockungsmittel, das über Dosierpumpe zugefügt wird (wem das zu aufwendig und teuer ist, der kann auch Flockungskartuschen im Skimmer verwenden, aber dann ist das Ergebnis schlechter und ein Teil der Flockung findet im Becken statt, statt im Filter. Dann muß man die Flocken mit dem Poolsauger entfernen, was aber immer noch besser ist als gar nicht zu flocken)
Zugabe des Flockungsmittels unmittelbar VOR der Pumpe (aber nicht zu weit davor). Nach der Pumpe, d.h. zwischen Pumpe und Filter eine ‘Flockungsstrecke’ von mind. 1m Rohr einhalten. Das bewirkt, das das Flockunsgmittel in der Pumpe intensiv mit dem Wasser vermischt wird und danach in der ‘Flockungsstrecke’ bis zum Filter seine Wirkung entfalten und die zu filtrierenden Partikel verkumpen kann. Wird das Flockungsmittel zu weit vor der Pumpe dazugegeben, verklumpt es schon vorher, die Klumpen werden in der Pumpe wieder ‘geschreddert’ und das Flockungsmittel sowie die Partikel, die eigentlich filtriert werden sollen, gehen durch den Filter durch und landen dann wieder im Becken. Ist die Flockungsstrecke zu kurz, dann reicht die Zeit nicht zum Verklumpen und es landet ebenfalls alles wieder im Becken.
3. Desinfektion: Eine UV-C-Sterilisation ist sinnvoll, weil sie Algenwachstum verhindert, Bakterien zerstört und vor allem Chloramine (gebundenes Chlor, verantwortlich für den sog. Schwimmbadgeruch, entsteht u.a. durch Bindung von Harnstoff an Chlor) spaltet, die man sonst nur durch Wasserwechsel raus bekommt. Eine UV-C-Sterilisation ist aber nicht ausreichend. Üblicherweise wird mit Chlor desinfiziert (und ja, auch die von den Herstellern so gern beworbenen Salzelektrolyseanlagen desinfizieren mit demselben Chlor das zur Anwendung kommt, wie wenn man mit einer Dosierpumpe Chlorbleichlauge dem Wasser zudosiert (was meiner Meinung nach die sicherste und effektivste Art der Desinfektion ist). Salzwasserelektroylseanlagen sind meist unterdimensioniert und schaffen es nicht, zu Spitzenzeiten, hohen Temperaturen und UV-Einstrahlung (Außenpools, sog., Chlorzehrung durch UV-Licht baut innerhalb von 2-3h 60% des Chlors im Becken ab) in der Regel nicht, eine ausreichende Chlorkonzentration aufrechzuerhalten. Außerdem muß bei Elektrolyse das Wasser mit 0,5-1% Kochsalz versetzt werden (was bei einem 50m³-Pool zwischen 250 und 500kg Kochsalz im Becken bedeutet…). Das Salz ist korrosov und greift alle Metallteile der Technik sowie Leitern, Fittings etc. an, weswegen diese dann entweder aus Bronze oder Rotguß (teuer) oder Kunststoff (nicht dauerhaft UV-beständig) bestehen müssen. Edelstahl (V2A und V4A) wird auf Dauer angegriffen und rostet.
Wenn man dann noch den pH-Wert im Bereich von 7.0-7,2 hält (bei pH>7,6 wirken Flockungsmittel und Chlor nicht mehr richtig, bei pH>8 fällt Kalk aus und das Wasser wird dadurch trüb) und den Chlorgehalt um 1mg/l bzw. den Redoxwert um 780mV (aber abhängig von der Wassertemperatur. Je höher die Temperatur ist, desto höher muß auch der Redoxwert sein. Man kann sich aber nicht auf den Redoxwert alleine verlassen, denn der ist ein Surrogatparameter, der zwar einfacher und billiger zu messen ist, als direkt das freie Chlor im Wasser zu messen, aber träger reagiert und zahlreichen Störeinflüssen unterworfen ist. Daher auch regelmäßig das freie Chlor mit einem Meßgerät wie Poollab 2 messen), dann klappt es auch mit dem kristallklaren, hygienischen Wasser.
Ich hoffe, ich habe Dich jetzt nicht zu sehr mit Theorie erschlagen, aber die Sache ist komplex und wie immer steckt der Teufel im Detail. Die wichtigsten Stolpersteine auf dem Weg zu hygiensichem, kristallklarem Wasser sollten aber aus dem Weg geräumt sein, wenn man das o.g. beachtet.